Um 4.30 Uhr am fiel der Startschuss zum längsten Tag des Jahres. Bei 18° Celsius Wassertemperatur begaben sich die Athleten in die Mur um das 3,8 Kilometer Flussschwimmen auf sich zu nehmen. Hierbei galt es insgesamt 1,8 Kilometer flussaufwärts zu schwimmen.
Als besonders wertvoll erwiesen sich die Tipps von Weltmeisterin Claudia Müller am Vortag. So riet sie den Athleten die Mitte des Flusses zu meiden und stattdessen in Ufernähe zu schwimmen, wo die Strömung geringer sei. Auch sollten die Boje nicht direkt umrundet werden – sondern ein gutes Stück weiter geschwommen werden, bis die Richtung geändert werde.
Diese Ratschläge beherzigte Sartory perfekt, denn er konnte bereits nach 1:10 Stunden dem kühlen Nass entsteigen. Hiebei lies es sich Präsidentin Maria Schwarz nicht nehmen, jedem Athleten persönlich das Ufer herauf zu helfen.
In der Wechselzone galt es dann möglichst schnell den Kälteschutzanzug abzustreifen und auf das Rennvelo zu steigen.
Hierzu hatten Sartory und Maul sich verständigt, dass der Burgstädter den Neoprenanzug bis auf die Füße abstreift. Alsdann sollte Maul mit einem beherzten Ruck den restlichen Anzug über die Füße abziehen. Da sich das Material jedoch als besonders widerspenstig erwies, sah sich Sartory unversehens auf dem Hosenboden durch die Wechselzone gezogen – sehr zur Erheiterung der Zuschauer und Teilnehmer.
Die Radstrecke lies relativ flach an und so konnte Markus Sartory sich gut einrollen. Dass er und seine Beine heute großes vollbringen sollten, ahnten seine Betreuer zum ersten Mal als sie nach 15 Kilometern auf ihn aufschlossen. Voll Freude jauchzend rief ihnen der Freund zu, dass er sich großartig fühle und bestätigte dies mit einem Jubelschrei.
Trotzdem war die Marschrichtung klar – auf dem Rad nicht überpacen, so dass genügend Körner für die Laufstrecke vorhanden sind. Zudem sollte circa jede Stunde eine Radflasche und 1-2 Energie-Gels durch die Supporter gereicht werden.
An der Aufgabe ihren Freund und Trainingskollegen zu betreuen und bestmöglich zu versorgen hatten Christian Maul und Jörg Riese sichtlich Freude.
Reichte der eine Verpflegung an, fotografierte der andere oder versorgte die daheim gebliebenen mit dem aktuellen Rennverlauf. Obwohl alle Athleten mit einem GPS-Tracker ausgestattet waren, machte die Technik manches Mal einen Strich durch die Rechnung. Zum Glück konnte die heimische Community dann per WhatsApp Nachrichten versorgt und auf dem Laufenden gehalten werden.
Die erste Bergprüfung stand mit dem Gaberl auf dem Programm. Dieser war sehr schön zu fahren und stellte keine besondere Herausforderung an die Athleten dar. Allerdings stellten die Betreuer fest, dass auf 1200 Metern Höhe und leichtem Wind warme Kleidung von Vorteil ist. Indes die Athleten kurbelten in Ihren Wettkampfanzüge leicht bekleidet hinauf und hatten keinerlei Probleme mit den Temperaturen. Auf der Abfahrt vom Gaberl konnten sich die Athleten etwas erholen. Die anschließende topografisch wenig anspruchsvolle Passage im Tal erwies sich durch den aufkommenden Wind allerdings als kräftezehrend. Hier ließen einige Teilnehmer ordentlich Körner liegen. Hier zahlte sich Sartorys langjährige Erfahrung aus, als er einfach auf sein Gefühl hörte und lediglich mit 20 Stundenkilometern im Mittel die Strecke abspulte.
Weiter ging es schließlich über das Hockeck und den Kammersberg bevor nach 150 Kilometern der Sölkpass wartete. Dieser hatte im unteren Teil teils giftige Anstiege parat und oben heraus durchweg um die 12% Steigung. Hier wollten die Betreuer ihrem Schützling etwas gutes tun und riefen kurzerhand Sartorys Frau an. Per lautgestelltem Telefon lief Riese dann ein kurzes Stück neben seinem Freund her und ermöglichte so einen kurzen Austausch, der frische Kräfte freisetzte.
Als der Pass nach 170 Kilometern dann bezwungen war, fühlte sich Sartory noch so gut, dass er die Betreuer in die kommenden Wechselzone vorausschickte. Ab hier hatte sich Christian Maul vorgenommen, seinen Freund und Trainingspartner auf der kompletten Laufstrecke zu begleiten. Laut Reglement wäre es ausreichend gewesen, ab Kilometer 27 zu belgeiten. Da Maul in Kürze beim Zugspitz Ultratrail 106 Kilometer absolvieren möchte, stellte dieser Traillauf eine willkommene Vorbereitung dar. Nachdem letzte Informationen für den verbliebenen Supporter Riese ausgetauscht waren, bereitete sich Christian Maul auf seinen sportlichen Part vor. Sartory fuhr indes die restliche Strecke hoch konzentriert und ging keinerlei Risiko mehr ein.
Der Start der Laufstrecke war für beide Athleten ein beeindruckendes Erlebnis. Führten die ersten Meter doch direkt über den Staudamm der Sölksperre. Beide Läufer waren euphorisch und liefen Seite an Seite sofern es der Trail erlaubte, ansonsten hintereinander.
Die Taktik per pedes lautete: Flache und abschüssige Passage zügig absolvieren und bei Anstiegen rechtzeitig zu gehen, damit keinerlei Pulver verschwendet wird. Bei aller Euphorie und guter Laune geschah es jedoch, dass die beiden Freunde einen Abzweig übersahen und so gut fünf bis sieben Minuten verloren. Nun galt es achtsamer unterwegs zu sein und Obacht walten zu lassen. Immer wieder hörte Sartory von seinem Freund, wie gut er unterwegs sei und wie er nach solchen Strapazen noch so schnell unterwegs sein könne – unglaublich.
Die Versorgung durch den mobilen Supporter klappte weiterhin gut. Jörg Riese hatte drei Mal die Gelegenheit seine Freunde zu treffen und steuerte das Teamfahrzeug zu den entsprechenden Verpflegungspunkten. Die Verpflegungspunkte wurden sehr zügig abgewickelt. Meist lief Christian Maul vor, nahm Getränke und Gels auf und versorgte anschließend im Lauf seinen Kollegen.
Zunehmend sammelten Markus Sartory und Christian Maul Athleten ein. Es schien, als würde Sartory immer stärker, während die anderen Teilnehmer mehr und mehr abbauten. Anfangs wollte Sartory nichts davon hören, wenn sein Betreuer ihm die neu gewonnenen Platzierungen mitteilte. Doch als es sich langsam in Richtung Top 5 bewegte – glaubte auch Sartory, dass er unter den Top 10 ins Ziel kommen würde. Die letzten Kilometer waren unglaublich steil. Wenige Kilometer bedurften Stunden des Laufens und Gehens. An der Silberkarklamm wurde schließlich der Laufrucksack des Athleten kontrolliert. Ab hier war eine Notfallausrüstung verpflichtend. Durch die Vorarbeit von Jörg Riese konnte der Aufenthalt an dieser Stelle ebenfalls gering gehalten werden. Lediglich das Notfallhandy mit eingespeicherten Notrufnummern musste nochmals kontrolliert werden. Jetzt kam der letzte und schwerste Part der Strecke. Stetig ging es Bergauf, bis zum höchsten Punkt des Rennens, der Südwandhütte des Dachsteins auf 1971 Metern über Null. Auf dem abschließenden ca. 1,6 Kilometer bergab führenden Teilstück galt es noch ein Schneefeld zu queren. Das Ziel so kurz vor Augen galt es hier alle Sinne zu schärfen und hochkonzentriert abzulaufen. Nach 14 Stunden und 39 Minuten erreichten Markus Sartory und Christian Maul als gesamt vierte ( dritte in der Männerklasse) das Ziel. Überglücklich fielen sich die Freunde in die Arme und ließen ihren Emotionen freien Lauf. Nach Monaten der harten und intensiven Vorbereitung hatte an diesem Tag alles perfekt gepasst. Angefangen vom Wetter über die phantastische Form der beiden Athleten bis hin zu der sensationell organisierten Veranstaltung. Nachdem die ersten Tränen getrocknet und die Stimme wieder gekehrt war, dankten die Sauerländer Maria Schwarz für diese phantastische Veranstaltung.
Am nächsten Tag fand in ebenfalls traumhafter Location die Finisher Zeremonie statt. Alle Finisher wurden aufs Podium gerufen und mit Medaille und Shirt bedacht. Anschließend feierten die Athleten mit ihren Angehörigen und dem Orga-Team gemeinsam dieses perfekte Event.
In der Ausschreibung werben Maria und Hugo Schwarz: It will change your life!
Tief beeindruckt sind die Sauerländer nicht nur von der Veranstaltung sondern auch von der Herzlichkeit, der Liebe und den authentischen Menschen die sie im Rahmen dieses Events erleben durften. Christian Maul, selbst 30-facher IronMan Finisher konstatierte, dass er so etwas noch nicht erlebt hat. Auch in den Gesprächen mit anderen internationalen Teilnehmern klingt heraus, dass bei IronMan Rennen zwar ein größeres Starterfeld vorhanden ist – aber was nutzen 4.000 Starter in Frankfurt – wenn doch jeder für sich allein ist?
Gerade dies unterscheidet den austria eXtreme von anderen Formaten. Hier geht es um eine Teamleistung. Hilfe ist nicht nur erlaubt, sondern vielmehr erwünscht.
Wer also weitere Herausforderungen sucht, wissen möchte, was nach IronMan kommen kann – oder einfach eine Veranstaltung sucht, bei der es herzlich und authentisch zugeht und wo ein Event mit Herzblut veranstaltet wird – dem sei der austria eXtreme Triathlon wärmstens ans Herz gelegt.
Für die drei Freunde Markus Sartory, Christian Maul und Jörg Riese steht bereits heute fest: Sie kommen wieder!